Die DDR-Aktfotografie
Wer fragt schon nach der Courage, die ich an den Tag legen musste, um für das vom Staat gern verdrängte Thema Akt "gerade zu stehen"? Wer kämpfte 10 Jahre seines Lebens dafür, dass die Akt- & Landschaftsfotografie den Stellenwert bekommt, den sie verdient?!? Wer fragt nach den 100.000 Besuchern zwischen Dresden und Rostock?
1975 als noch kein Mensch an einen Mauerfall glaubte, versuchte ich, der künstlerischen Akt- & Landschaftsfotografie der DDR eine Ausstellung zu widmen, die endlich durch Qualität auch in der Öffentlichkeit und von den Funktionären akzeptiert wird, was vorher nie der Fall war.
Ich wollte das "verschämt in der Ecke ausstellen" von Aktaufnahmen endlich beseitigt sehen, - und ich wollte den jahrelang von der Partei vorgegebenen Themen etwas entgegen setzen! Ich hatte 1966 den Weg des Akt- und Landschaftsfotografen gewählt, obwohl ich wusste, dass weder großes Ansehen noch finanzielle Unabhängigkeit auf mich warten würden. Der Oppositionelle in mir, der nicht den Hang zum Märtyrer hatte, wollte seine Arbeit mit Elan machen - aber auch Erfolg haben. Das mir dieser nun betr. AKT & LANDSCHAFT auf so miese Tour verwehrt wird, lasse ich nicht auf sich beruhen. Mit nunmehr 63 Jahren werde ich jede Gelegenheit nutzen, als der Initiator genannt zu werden, der Jahrzehnte lang sein Herzblut in dieses Genre steckte. Potsdam wäre niemals der Ort und der Bezirk gewesen, der eine solche Ausstellung hätte auf die Füße stellen können. Es gab dort weder einen Aktfotografen, noch einen Funktionär, der dieses "heiße Eisen" hätte umsetzen können oder wollen, wie z.B. die Schirmherrschaftsabsage der DEFA beweist.

Im letzten Gespräch mit der Redakteurin von DAS MAGAZIN sagte sie mir: "Wenn man diese Fakten kennt, müsste eigentlich die Geschichte der DDR-Aktfotografie neu geschrieben werden, ...aber wer soll das tun?!?" Die Funktionäre der Nachfolge-Organiiation der Kulturbundes der DDR (GfF) hatten mir zugesagt, einen entsprechenden Bericht in ihrem Organ zu bringen. Das ist Jahre her, und so war es nur folgerichtig, dass ich aus dieser "Gesellschaft" austrat...

Mein Fazit: Die Aktfotografie der DDR war von Anfang an sympathisch, ästhetisch und würdevoll, was ich allen Frauen und Modellen wünschte, so angesehen zu werden. Sie war eine der Oasen von uns Ossis, und sie gehört (nicht nur für mich) zum Schönsten in der DDR-Kulturpolitik. Sie verdient, dass sie bewahrt wird. Als ich 1997 Gerd Rattei informierte, dass ich ein Buch "AKT MIT TAKT" mache, das stellvertretend für die DDR-Aktfotografie stehen sollte, meinte er: "Ich glaube, die gab es eigentlich nicht", als er das Buch in den Händen hielt, sagte er: "Du hattest recht, es gab sie wirklich!"
2006 entschloss ich mich meine "Akt & Landschaft" wieder aufleben zu lassen. Ergänzt um aktuelle Werke umfasst sie nun über 50 Jahre Aktfotografie und ist jährlich zu sehen.

Klaus Ender (AFIAP)
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