MEIN LEBEN FÜR DIE AKT- & LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE
(1964 - 1981) oder Mein Alltag im einst "real-existierenden" Sozialismus
 
Als ich im Mai 1964 in Dranske auf Rügen meinen Job als Saison-bäcker antrat, ahnte ich nicht, dass der Sommer meines Lebens vor mir lag. Wochenlanges Hochdruckwetter mit Wassertemperaturen bis 23 Grad, ließen den Aufenthalt am FKK-Strand Bakenberg-Nonnewitz zu einem einmaligen Erlebnis werden.
Nachts arbeitete ich, und schon am späten Vormittag radelte ich täglich mit einem geborgten Fahrrad zum 6 km entfernten Strand.

50 DDR-Mädchen, braungebrannt und selbstbewußt, standen mir in jenem unvergeßlichen Sommer Modell. Inmitten weißer Dünen, algenbewachsener Findlinge und schattiger Kiefern entstanden - bei sparsamstem Filmverbrauch - etwa 800 Bilder im Mittelformat (6x6), die den Grundstein einer (kaum) vergleichbaren DDR-Karriere bedeuteten.

Alle bekannten Zeitschriften und Magazine wurden mit meinen Bildsendungen "bombardiert".
Selbstbildnis: Wie immer auf Motiv-Suche...
Ein Jahr später im H. 8/65 erschien mein erster "DDR-Nackedei" (so nannte man den einen obligatorischen monatlichen Akt in der beliebtesten DDR-Zeitschrift DAS MAGAZIN). Die Veröffentlichungen mehrten sich, und - was noch keinem DDR-Amateur gelungen war, wurde mir zuteil. DAS MAGAZIN, Jugendmagazin NEUES LEBEN, Eulenspiegel, Tribüne-Ferienmagazin, FOTOmagazin u.v.a. wurden ständige Abnehmer meiner Bilder. Über 100 Akt- & Landschaftsaufnahmen aus dieser Amateurzeit wurden nach und nach veröffentlicht, und im Mai 1966 erhielt ich auf Grund meiner fotografischen Leistung die Zulassung für freischaffende journalistische Tätigkeit.

In dieser Übergangszeit reifte in mir der Plan, eine umfangreiche Fotoausstellung dieser Thematik zu machen. Als Gründer und Leiter des Fotoclubs Sassnitz trat ich an die Abteilung Kultur des Rates der Stadt heran, um für dieses aufwendige Projekt Unterstützung zu erhalten. Ich wusste, dass es schwer werden würde, weil das "sozialistische Menschenbild" bisher nur aus der Darstellung schwitzender Bergarbeiter, heroischer "Ernte-Kapitäne" und sonstiger arbeitender Menschen bestand. Ich erklärte, jede Vorarbeit allein machen zu wollen, aber meine knapp 300,-- DDR-Mark monatlichen Lohns ließen den alleinigen Aufwand nicht zu...
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