Lesezeichenkalender "Ich lebe mein Leben..."
Texte: R. M. Rilke - Fotos: Klaus Ender

Die Aphorismen können Sie im Rollover lesen.
Die Jahre gehen... Und doch ist's wie im Zug: Wir gehen vor allem und die Jahre bleiben wie Landschaft hinter dieser Reise Scheiben, die Sonne klärte oder Frost beschlug.
Wir müssen unser Dasein so weit, als es irgend geht, annehmen; alles auch das Unerhörte muss darin möglich sein.
Nirgends, Geliebte, wird die Welt sein, als innen. Unser Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer schwindet das Außen.
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles.
Geliebtsein heißt aufbrennen. Lieben ist: Leuchten mit unerschöpflichem Öle. Geliebtwerden ist vergehen, Lieben ist dauern.
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle, wo es sonst immer zu Ende war.
Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wusste. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.
Ich will den Herbst! Ist es nicht, als wäre er das eigentlich Schaffende, schaffender denn der Frühling, der schon gleich ist?
Ich glaube an das Alter, lieber Freund. Arbeiten und Altwerden, das ist es, was das Leben von uns erwartet. Und dann eines Tages alt sein und noch lange nicht alles verstehen...
Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessionnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen.
Das ist im Grund der einzige Mut, den man von uns verlangt: mutig zu sein zu dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Unaufklärbarsten, das uns begegnen kann.
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember