sz-online.de | Sachsen im Netzszmtagszobox

·                     Überregional

·                     Lokales

·                     Online exklusiv

sz-online.de | Sachsen im Netz

Kultur

sz-exklusiv

sz-exklusiv abo einrichten anmelden preise & bedingungen passwort vergessen?

Donnerstag, 23. April 2009
(online-Redaktion)


Erste Akt-Fotoschau der DDR kehrt zurück

Von Jens Eschert

Klaus Ender zeigt wieder Fotos aus der Ausstellung „Akt- und Landschaft“ – in Dresden wollten die einst 30.000 Menschen sehen.

Bildergalerie

Das Modell als Wellenbrecher: „Die Woge“ gehört zu Klaus Enders berühmtesten Akt-Aufnahmen überhaupt. Das Foto entstand 1969 und ist der Teil der Reihe „Das Mädchen und das Meer“. Bei der neuen Ausstellung im Schloss Wernigerode, in der Stücke aus Enders ersten Schau „Akt und Landschaft“ gezeigt werden, ist „Die Woge“ wieder zu sehen. Insgesamt stellt Ender 120 großformatige Fotografien aus.

Foto: Klaus Ender

Fotogalerien

Klaus Enders nackte Eleganz

 

Im Internet

http://www.klaus-ender.de/

Sie schmückten den Eulenspiegel, waren als Nackedeis im Magazin zu sehen – und sorgten für Furore in der DDR, als sie 1975 erstmals öffentlich ausgestellt waren: Die Fotos nackter Eleganz von Klaus Ender zählen zu den besten Stücken der Aktfotografie aus der DDR. Jetzt sind Teile der Ausstellung „Akt und Landschaft“ wieder zu sehen. Im Schloss von Wernigerode wurde sie am Donnerstagabend eröffnet.

Ender, der neben Männern wie Günter Rössler zur ersten Riege der DDR-Aktfotografen gehört, hat etwa 120 großformatige Fotos von seiner Heimat auf Rügen in den Harz mitgenommen. Darunter Werke wie „Die Woge“, die zu seinen berühmtesten Arbeiten überhaupt zählt – und bereits Mitte der 1970er Jahre bestaunt wurde, als „Akt- und Landschaft“ erstmals auf Wanderschaft durch die DDR ging.

300 Mark vom Kulturbund

Ursprünglich für Potsdam konzipiert, hatte die Schau dort einen solchen Erfolg, dass sie in etlichen Städten gezeigt wurde. „Schließlich war es die erste Ausstellung von Aktfotografie überhaupt in der DDR“, sagt Ender. Als sie 1977 für drei Wochen auch im Pretiosensaal des Dresdner Schlosses Station machte, war Ender persönlich dabei. „Ich erinnere mich gut, wir hatten allein in Dresden 30.000 Besucher“, sagt Ender. Das habe sich eingeprägt bei ihm, weil er wie sein Ausstellungspartner, der Fotograf Gerd Rattei, 300 Mark vom Kulturbund erhalten habe. „Jeder Besucher musste eine Mark Eintritt zahlen, ein Prozent davon haben dann wir erhalten.“

Zu dieser Zeit arbeitete Ender längst als Profi, hatte hohe Auszeichnungen erhalten, das DDR-Fernsehen berichtete über hin – und der Zuschuss aus dem Eintrittsgeld hatte eher Symbolcharakter. Anders, als Ender mit der Aktfotografie anfing. Damals verdiente er knapp 300 Mark im Monat: Das war im Sommer 1964 und Ender arbeitete als Saisonbäcker in Dranske auf Rügen. „Damals ahnte ich nicht, dass der Sommer meines Lebens vor mir lag“, schrieb er später. Es war wochenlang heiß – und nach der Schicht am Ofen radelte er zum sechs Kilometer entfernten FKK-Strand. „50 DDR-Mädchen, braungebrannt und selbstbewusst, standen mir in jenem unvergesslichen Sommer Modell“, erinnert er sich.

Diese Bilder legten den Grundstein für seinen späteren Erfolg, der letztlich aber nicht von Dauer war. Ender eckte häufig an in der DDR – mit der Partei, der Stasi, dem ganzen SED-System. Dann kam der Bruch. Weil sein Vater Österreicher war, konnte er dessen Staatsbürgerschaft annehmen und die DDR 1981 verlassen.

„Es zählt nur noch das Geile“

Nach der Wende kehrte Ender zurück, lebt heute mit seiner Frau Gabriela auf Rügen. Von der Aktfotografie hat er sich weitgehend losgesagt. „Es zählt nur noch die Provokation, das Coole und Geile“, sagte er jüngst zu seinem 70. Geburtstag.

Aufnahmen macht er aber noch immer: Im Mittelpunkt steht jetzt die Landschaftsfotografie. Bei der aktuellen Ausstellung in Wernigerode dominiert trotzdem der Akt – aber so, wie ihn Ender gesehen und geprägt hat: Die Frau als naturbelassene Schönheit, eingerahmt in die Kulisse der freien Natur.


Die Ausstellung "Akt & Landschaft" im Schloss Wernigerode ist vom 24. April bis 26. Juli 2009 zu sehen. Geöffnet ist täglich außer Montag. Die auf vier Räume verteilte Schau kann während des regulären Schlossrundgangs besucht werden, Eintritt: fünf, ermäßigt vier Euro.
Mehr Informationen gibt es hier oder
unter: www.schloss-wernigerode.de